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20. März 1770 in Lauffen am Neckar † 7. Juni 1843 in Tübingen
Leben
Geboren 1770 als Sohn des Klosterhofmeisters Heinrich Friedrich Hölderlin und
der Johanna Christiane, geb. Heyn. Der Vater starb als er zwei Jahre alt war.
Auf Wunsch der Mutter, einer Pastorentochter, sollte er Pastor werden. So
besuchte Hölderlin die Latein- und Klosterschulen in Nürtingen, Denkendorf und
Maulbronn.
Bis 1793 Studium am Tübinger Stift. Begegnung mit Hegel und Schelling, die
sich alle drei gegenseitig beeinflussten. Wegen mangelnder finanzieller Mittel
kann er das Studium nicht fortsetzen. Ab 1794 Hauslehrer bei Charlotte von
Kalb in Waltershausen in Unterfranken (auf Empfehlung von Schiller). Wegen
des Verhältnis zu der Gesellschafterin Charlottes, Wilhelmine Kirms, musste er
die Stellung aufgeben. Seine Tochter Louise Agnese wurde geboren.
1797 studiert er Theologie an der Jenaer Universität. In Jena begegnete er
imselben Jahr Johann Wolfgang von Goethe. Der schreibt: "Gestern ist auch
Hölterlein bei mir gewesen, er sieht etwas gedrückt und kränklich aus, aber er
ist wirklich liebenswürdig und mit Bescheidenheit, ja mit Ängstlichkeit
offen... Ich habe ihm besonders geraten, kleine Gedichte zu machen und sich zu
jedem einen menschlich interessanten Gegenstand zu wählen."
Bis 1798 hatte er eine Stellung als Hauslehrer bei dem Bankier J. Fr. Gontard
in Frankfurt. Unsterbliche Liebe zur Hausherrin Susette Gontard (sie wird die
Diotima in seinem Briefroman "Hyperion"). Nachdem die - vermutlich
platonische - Liebe bekannt wird muß Hölderlin das Haus verlassen. Von 1798
bis 1800 lebt er bei Isaac von Sinclair in Homburg v.d.H. (Tauus). Hier
entsteht "Der Tod des Empedokles". Er ist wieder auf materielle Unterstützung
seiner Mutter angewiesen.
1802 stirbt Susette Gontard im Alter von 34 Jahren. In diesem Jahr steigern
sich die seelische Leiden (Hypochondrie) von Hölderlin zu einer ernsten
Krankheit - die ersten Anzeichen einer geistigen Umnachtung zeigen sich. Bis
1804 wird er von seiner Mutter gepflegt.
1806 flackert die Krankheit neu auf, er wird in die Heilanstalt in Tübingen
eingeliefert. Zerüttet von Wahnvorstellung braucht er ab 1807 ständige
Pflege: er ist erst 37 Jahre alt, und wird die folgenden 36 Jahre bis zu seinem
Tod aufopferungsvoll von der Familie des Tischlers Ernst Zimmer (einem
Bewunderer) in Tübingen gepflegt. Ab 1808 geistige Umnachtung. Durch seine
Hypochondrie hält er sich ständig für krank, obwohl er eigentlich körperlich
gesund ist. Er wohnt in einer Turmstube die heute als "Hölderlinturm" bekannt
ist.
Am 7. Juni 1843 stirbt
Friedrich Hölderlin im Alter von 73 Jahren in Tübingen.
Werk
Friedrich Hölderlin ist neben Goethe, Schiller und Kleist einer der
bedeutensten deutschen Dichter. Er wird der literarischen Epoche der
"Deutschen Klassik" zugeordnet: wie Goethe und Schiller verehrte er die
altgriechische Kultur auf seine eigene Weise.
Hölderlin schrieb Gedichte, Dramen und eigenwillige Übersetzungen sowie den
Briefroman "Hyperion".
Zunächst verfasste er Hymnen in Reimform, schrieb dann in antiken Versmaßen,
verfasste schließlich - schon von der psychischen Krankheit gezeichnet -
Elegien (Menons Klagen um Diotima, Patmos) und formte Epigramme und freie
Rhythmen in dichter, bildreicher Sprache.
In seine Gedichte vereinen sich Sprachschönheit und musikalischer Rhytmus.
Hölderlin entwickelt eine ganz eigene, ausdrucksvolle "lyrische Stimme." Seine
bevorzugten Themen sind stehen im Einklang mit denen Goethes: die Natur, die
Liebe, die Bestimmung des Menschen, die göttlichen Mächte. Das Gefühl steht im
Mittelpunkt.
Er bewunderte Schiller, der ihm einerseits gönnerhaft, andererseits kritisch
gegenüber stand: "Er hat eine heftige Subjektivität und verbindet damit einen
gewissen philosophischen Geist und Tiefsinn ... Ich würde ihn nicht aufgeben,
wenn ich nur eine Möglichkeit wüßte, ihn aus seiner eigenen Gesellschaft zu
bringen und einem wohltätigen und fortdauernden Einfluß von außen zu öffnen."
Trotz seiner sehr eigenen, großen, poetischen Sprache galt Hölderlin noch lange
nach seinem Tod als bloßer Imitator Schillers. Sein Werk wurde während des
gesamten 19. Jahrhunderts praktisch ignoriert. Erst an der Schwelle des
20. Jahrhunderts wurde er wiederentdeckt. Seine Hymmnen begannen Einfluss auf
die Dichter der Klassische Moderne auszuüben, z.B. auf Hugo von
Hoffmansthal, Franz Werfel, Georg Trakl. In Rainer Maria Rilkes
elegischem Werk fand Hölderlin endlich eine würdige Fortsetzung.
Siehe auch | ( ) |
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Portrait des Friedrich Hölderlin
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Sämtliche Gedichte und Hyperion
Sämtliche Werke, Briefe und Dokumente (12 Bände)
Die schönsten Gedichte.
Gedichte
Hyperion
Hyperion
Der Tod des Empedokles
Sterbender Cato.
Gedichte. Bruno Ganz
Hyperion oder Der Eremit in Griechenland. 5 CDs.
Hölderlins Traum
Ihr wandelt droben im Licht (CD)
Martin Heidegger liest Hölderlin (CD)
Friedrich Hölderlin. Neue Wege der Forschung.
Friedrich Hölderlin. Eine Psychobiographie.
Erläuterungen zu Hölderlins Dichtung.
Hölderlin. Ein Roman
Interpretationen. Gedichte von Friedrich Hölderlin. (Lernmaterialien)
Tübinger Dichter-Spaziergänge. Auf den Spuren von Hölderlin, Hegel und Co
Versuch über Hölderlins Poetik
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